Amerika - Steine der Liebe
Mit der festen Absicht, die mit zwanzig Jahren begonnene Weltumsegelung zu vollenden, setzte ich erneut die Segel und ließ die Kanarischen Inseln hinter mir. Zum siebten Mal ueberquerte ich den Atlantik und besuchte die atemberaubend schoenen Inseln in der Karibik, schwamm in dem tuerkisblauen Wasser der Lagunen in Lee der schaeumenden Riffe und suchte nach den Spuren laengst vergangener Tage. Ich tanzte Calypso im Rhythmus der Steelbands auf Trinidads beruehmtem Karneval und fand nach mehr als 40 Jahren lieb gewonnene Freunde wieder.
Venezuela war mein naechster Stopp und der Beginn meiner Mission. Ueber Wochen reiste ich, meist mit dem Bus durch das Land des Aufbruchs, wie ich Venezuela bei meinem ersten Besuch vor mehr als vierzig Jahren getauft habe. Ich staunte mit Sorge ueber die riesigen Felder, auf denen damals noch dichter Tropenwald stand. Ich begeisterte mich an der grandiosen Architektur der Gebaeude in Caracas, erlebte im Kontrast die Tristesse der endlosen Slums und riskierte mein Leben in den no-go-zones. Ich sprach mit Ministern, Managern, Leuten auf der Strasse und Indigenas, den Nachkommen der Ureinwohner. Wir diskutierten ihre Probleme, die unerfuellten Erwartungen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. In einem Flussbett auf der Hochebene der Gran Sabana, suedlich des Orinicos, fand ich meinen ersten Stein. Ich schrieb Gesuche und verhedderte mich im Gestruepp der Venezuelanischen Buerokratie. Um die Wartezeit zu nuetzen, begann ich einen roten Granitblock, den mir Freunde geschenkt hatten, mit Hammer und Meißel, Schneidbrenner und Wasser zu bearbeiten. Nach Monaten harter Arbeit wurde der ca. 20 Tonnen schweren Block, hochglanzpoliert im Winkel von 12°50´ gegen Norden, im Zentrum von Caracas, gegenueber dem neuen Museum Fundacion Galeria de Arte Nacional im Parque Vargas aufgestellt.
Mit einer expliziten Genehmigung und einer Urkunde, unterzeichnet vom Direktor General de Inparques und dem Deutschen Botschafter, schenkte das Venezuelanische Volk dem Deutschen Volk einen Stein aus der Gran Sabana, einem Naturschutzgebiet in der Naehe der Brasilianischen Grenze. Mit Hilfe von Sponsoren hob ich den ca. fuenfunddreißig Tonnen schweren Stein auf einen Tieflader. Indigenas aus der Umgebung halfen mir, die Fundstelle einzuebnen und zu bepflanzen. Zum Abschied schenkten sie mir eine Feder fuer Glueck und gute Reise. Mit falschen Behauptungen benuetzten Interessengruppen und der politische Arm der Indigenas den Stein als Werkzeug, um ihre Interessen im Streit mit der Regierung durchzusetzen. Erst nach sechs Monaten erreichte er den Hafen am Orinoco und konnte nach dem Ueberwinden endloser Schwierigkeiten verladen werden und legal das Land verlassen. Die Stadt Berlin hat mir im Tiergarten unbuerokratisch ein Areal in der Naehe des Reichstags, des Brandenburger Tors und des Holocaust Denkmals fuer die Steine zur Verfuegung gestellt.
Im Februar 1999 konnte der Stein in Anwesenheit illustrer Gaeste, dokumentiert von Fernsehen und Presse gelegt werden. Ich moechte mich hier bei den Menschen in Venezuela bedanken, die mir mit ihren Enthusiasmus, ihrem Einsatz, Sympathie und Liebe geholfen haben.
Gleichzeitig will ich meinem Respekt Ausdruck geben fuer die Menschen die der Meinung, sind, dieser Stein waere besser, als einer unter Tausend anderen im Venezuelanischen Hochland geblieben. Mit dem Namen Liebe steht der Stein fuer die liebenswerten Menschen von Venezuela und allen Menschen dieser Welt, die zur bedingungslosen Liebe faehig sind. In Dankbarkeit will ich fuer immer meine Erinnerung in meinem Herzen bewahren. Der Pazifik zeigte sich von seiner friedlichen Seite und ich genoss die Schoenheit der Suedseeinseln auf der langen Reise nach Australien, der zweiten Etappe meiner Mission.
Zurueck in Berlin traf ich mich mit seiner Exzellent Bernabe Carrero Cuberos, dem Botschafter Venezuelas, um mit ihm die kontroversen Standpunkte ueber die Legalitaet des Steines im Tiergarten zu diskutieren. Zum ersten Mal wurde klar ausgesprochen, dass der Stein mit einer offiziellen Genehmigung in der Gran Sabana gehoben wurde und mit selbiger auch Venezuela verlassen hat. Außerdem wurde zugestanden, dass ich das alleinige Verfuegungsrecht ueber den Stein habe, so wie es in dem Schenkungsvertrag festgeschrieben ist. Die Behauptung der Stein sei ein Jaspis ist ein Irrtum, es ist ein Sandstein. Zweifler finden in meiner Webseite zwei unabhaengige Analysen. Außerdem ist der Stein im Tiergarten jedermann zur Besichtigung zugaenglich. Die Behauptung der Stein sei ein heiliger Jaspis und wurde gestohlen ist eine Zweckluege mit der die Indigenaas die von ihrer Regierung so lange verweigerte Aufmerksamkeit und damit die Zugestaendnisse bezueglich der Eigentumsrechte an Haus, Grund und territorialen Ansprueche errungen haben. Das ist ein respektabler Erfolg. Genau das aber habe ich den Indigenaas auf der Versammlung der Capitanes (Haeuptlinge) unter laufender Video-Kamera versprochen. Ich habe damals gesagt, dass der Stein fuer sie und ihre wahren Interessen in Berlin mehr tun koenne, als wenn er als einer von Millionen gleicher Steine in der Wildnis liegt.
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