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Kontinente

Europa - Erwachen

Cape Town am Kap der Guten Hoffnung lag hinter uns. Nach einundsechzig Tagen  erreichten wir am 10.07.03 die Azoren, zwei Wochen spaeter die Kanarischen Inseln. Dort war die Weltumsegelung vollendet. Ein Jahr spaeter hatte die Pegasus einen neuen Eigner. Erst in der neu gewonnen Freiheit wurde mir die Last  der unsichtbaren Kette bewusst, mit der ich mich vor vierunddreißig Jahren an dieses Schiff geschmiedet hatte. Europa hat mich wieder und die naechsten Steine liegen im Visier.

Der Stein, der im Global-Stone-Projekt Europa repraesentiert, liegt als Zwilling im Tiergarten. Dieser schlichte Satz kann nicht vermitteln, was fuer enorme technische, buerokratische und finanzielle Strapazen diese Steine verursacht haben.

Vor drei Jahren nahm ich den ersten Kontakt mit der Russischen Botschaft auf, im August 2004 flog ich nach Ekaterinenburg am Ural. Nach dem Empfang bei dem Gouverneur suchte und fand ich in einem großen Krater schneeweiße Quarzkristalle, die mir gut gefielen, ich suchte aber weiter. Schließlich entschloss ich mich fuer genau diesen Quarz, ohne zu wissen, dass vor fast zweihundert Jahren Alexander von Humboldt hier die Grenze zwischen Asien und Europa festgelegt hatte. Damals allerdings stand dort noch ein hoher Berg. Er wurde ueber zwei Jahrhunderte lang abgebaut. Geblieben ist ein grosser Krater.

Es dauerte Monate, bis ein tiefes Loch fuer eine Sprengladung gebohrt wurde und noch einmal Monate, bis aus irgend einer Ecke  aus dem Riesenreich Russland speziell gefertigte Stahlseile geliefert wurden. In der Wartezeit uebte ich die russische Sprache mit wenig Erfolg und gab Vortraege an der Universitaet. Bei Schnee und Eis hievten wir zwei Teile des Blocks auf einen Tieflader und brachten ihn zu einer Granitfabrik. Nach den Neujahrsfeiern 2005 begann ich mit Hilfe der Leute von Mramorgas die Steine mit einer Diamant - Kabelsaege zu bearbeiten.


Bei 38° Grad unter Null legte ich eine Pause ein und flog zurueck nach Berlin. Im Sommer kehrte ich zurueck an den Ural und bereitete die Steine fuer den langen Bahntransport vor. Ich erwartete die Steine einige Wochen spaeter, aber es dauerte etwas laenger. Unbeschreibliche Schwierigkeiten verursachte eine russische Verordnung die besagt, dass ich als Privatperson  Geschenke nur bis zu einem Wert von fuenfhundert Dollar annehmen darf. Erst im Januar 2007 trafen die Steine schließlich im Westhafen in Berlin ein. Ueber Monate bearbeitete ich die Steine bei jedem Wetter mit Diamant bestueckten Schleifscheiben in zwoelf  Stufen.

Am Mittwoch, den 25. April 07 setzte ich die Steine im Beisein von Buergermeister Herrn Wolf, seine Exzellenz Kotenev Botschafter der Russischen Foederation, dem Minister Koksharov von der Region Sverdlovsk und vielen Helfern und Freunden auf das Sandfundament. Mir war wirklich, als falle mir ein Stein vom Herzen. Unbeschreiblich ist das Gluecksgefuehl im zehnten Jahr, seit Beginn dieses Projektes einen Meilenstein am Steilhang passiert zu haben.

Ich schulde allen Menschen dank, die mir geholfen haben, Steine zu finden und sie zu bewegen, ganz besonders aber Menschen, die mich mit Mut und Vertrauen auf meinem oft muehsamen Steinweg begleitet haben. Ich hoffe, dass sie mich auch weiterhin begleiten, bis ich mit ihrer Hilfe die grosste Herausforderung meines Lebens zum Abschluss bringen kann.