Australien - Frieden
Im Oktober 1999 taucht am Horizont ein neuer Kontinent auf. Vor mir liegen neue Abenteuer und viele Steine. Hinter mir liegen 10000 gesegelte Meilen und die Erfahrung, dass auch im Paradies die Highlights weit auseinander liegen.
Mit einem klapperigen offroader fuhr ich 20 000 Kilometer, auf der fuer mich falschen Seite der Strasse durch das Land der Kaengurus, Emus, Hasen und Koalabaeren. In Sydney faszinierte mich die Oper mit ihrer kunstvollen Architektur und ihrer technischen Simplizitaet. Ich fuhr durch Wuesten, Busch, flimmernden Salzseen, durchquerte ueberflutete Fluesse und besuchte auf der Suche nach dem Stein der Steine, Steinbrueche, Opal und Erzmienen. Ich lernte viele freundliche und hilfsbereite Menschen kennen. Ich kratzte Eis von der Windschutzscheibe, litt unter der Hitze bei mehr als 40 Grad im Schatten und kaempfte gegen Moskitos, Sandfloehe und Schwaerme erbarmungsloser Fliegen.
In Tom Price, West Australien, fand ich in der Erzmine von Hamersley Iron zwei Banded-Iron Bloecke. Einen fuer Berlin, der zweite fuer Canberra. Ich muss gestehen, dass ich die grandiose Schoenheit der rostigen Steine auf dem ersten Blick nicht erkannt habe.
Ich suchte weiter nach einem Wunder und fand, bereits am Ende meiner Geduld, in Mount Magnet auf einer Schaffarm, einen hellen Stein mit runden Einschluessen, kristallisierten Blumen aehnlich, den Orbicular Granit. Großzuegig schenkte mir die Familie Johns den Stein und half, wo immer sie konnte. Die Goldmine Hill Fifty lieferte mit einem nominell Ein Dollar-Vertrag neben den Maschinen auch die dreikoepfige Bedienungsmannschaft dazu, um den 50 Tonnen schweren Block aus dem Berg zu brechen. Die Erwartungen aller Beteiligten waren hoch, als nach vier Monaten harter Arbeit, der Stein am Haken des Krans eingeklinkt wurde. Das Kabel straffte sich mehr und mehr, bis es knackte und der Stein zerbrach.
Mit einem Gefuehl der Enttaeuschung, Trauer und Verlorenheit hoben wir Stueck, fuer Stueck und luden sie auf einen Lastwagen. Die Enttaeuschung und die Traenen in den Gesichtern der Menschen, mit denen ich mich in Freundschaft verbunden fuehlte, machte es mir unmoeglich, die Steine und ihre Hoffnungen aufzugeben. Ich entschloss mich, den Orbicular mit den Steinen aus der Erzmiene von Tom Price zu kombinieren. Da ich in Australien keine Steinfabrik finden konnte, die mich an ihren Maschinen arbeiten lassen wollte, verfrachtete ich schnell entschlossen die Bruchstücke nach Jakarta. Dort bearbeitete ich zehn Teilstuecke, so dass sie sich um die Steine in Canberra und Berlin platzieren ließen. Die Genehmigung, den Stein in Canberra auf dem Platz des Friedens zu legen, war bereits erteilt und so reichte ich aufs Neue ein Gesuch fuer die Aenderung ein, ohne zu ahnen welche enormen Komplikationen das ausloesen sollte. Gluecklicher Weise half mir der Deutsche Honorarkonsul und Direktor der Firma Thiess, (Tochter der Firma Hochtief) aus Essen und brachte die Steine vom aeußersten Ende Australiens bis in den Tiergarten.
Nach all den Enttaeuschungen und dem Stress schien erneut die Sonne. Mit Zuversicht und Freude arbeitete ich an dem rostigen Block und enthuellte mit jedem Tag mehr seine von der Natur gegebene Schoenheit. Der Stein ist ein Kunstwerk in sich selbst. Mein Anteil an diesem Kunstwerk reduziert sich auf den Zufall, die richtigen Menschen zur richtigen Zeit gefunden zu haben. Bei ihnen moechte ich mich von ganzem Herzen bedanken und versprechen, alles mir moegliche zu tun, dieses Projekt im Namen aller, die geholfen haben, im Sinne von Versoehnung und Frieden zu Ende zu fuehren.
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